Geschichte aus der Bredouille Nummero 10

Geschichte aus der Bredouille Nummero 10

Der verschwundene Weihnachtsengel
Die beste Burgfrau von allen schmückt immer rechtzeitig vor dem 1. Advent unser Haus. Ein großer stattlicher Adventsstern ziert dann den Giebel zur Straße und leuchtet in sattem Rot. Im Haus werden zahlreiche Leuchter aufgestellt. Ein großer runder Adventskranz hängt im Eingangsflur von der Decke. Im Esszimmer steht auf einem kleinen Tisch eine frischgebackene Krippe – mit allem Drum und Dran – Ostheimer Holzfiguren spielen die Darsteller  -  Maria und Josef – das Jesuskind – verschiedene Tiere                  ( seltsamerweise auch ein Zebra und ein Elefant)  Ganz oben auf dem DeBeukelaar – Schokokeksschornstein ( Vollmilch ) thront ein Engel mit eigener Posaune und Watte tut so, als wäre sie Rauch.
Die Krippe besteht aus Butterkeksen – Lebkuchen und Pfeffernüssen und hat seltsamerweise einen Ofen, weil sonst bräuchte es ja keinen Schornstein. Ich persönlich sehe das aus Sicherheitsgründen als sehr problematisch an, weil doch alles mit Stroh ausgekleidet ist.
Aber das nur nebenbei.
Im Flur residiert auch unsere Hündin. Ein englisch Setter – Gr. Münsterländer-mix und somit der Gattung – Die Verfressenen - zugehörig .
Pepper hieß als Welpe eigentlich mal Pünktchen – aber nachdem wir erkannt hatten, dass sie sich auf Lederschuhe spezialisiert hat, wurde sie kurzerhand umgetauft.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie, nachdem sie unser Alcantara-Ledersofa fein säuberlich vom Untergestell gebörtelt hatte und mitten auf der Sitzfläche einen Haufen gewaltigen Ausmaßes hinterlassen hatte- einen ganz anderen Namen erhalten. Ich hatte – Osama – vorgesehen, aber Frau und Kinder waren strikt dagegen, weil der Hund sich ja noch entwickeln könne. Pepper brauchte lange um sich zu entwickeln.
Um ehrlich zu sein, hat sie sich entschieden vorwiegend das Attribut – verfressen - zu entwickeln. So kam was kommen musste.
Hund und Krippe waren eines Tages alleine im Haus. Meine Burgfrau grade zum Einkauf in den Ort gefahren, ich zum Bäcker, gleich nebenan um Brötchen zu holen. Dummerweise hatte ich die Tür zum Esszimmer nicht abgeschlossen und unser Hund beherrscht die Gabe des Türöffnenes. Somit war der Hund nicht nur alleine im Haus, sondern auch alleine im Eßzimmer. Keine gute Konstellation. Ich komme nach höchstens drei Minuten wieder nach Hause. Der Hund im Körbchen und ich erkenne sofort, dass die Tür zum Eßzimmer offensteht. Ich blicke sofort zum Hund und sehe grade noch wie ein DeBeukelaar-Butterkeks mit Vollmichglasur und einem Hauch von Watte in seinem Maul verschwindet. Pepper kaut hingebungsvoll und würdigt mich keines Blickes. Sie ignoriert auch mein kurzes, aber lautes Donnerwetter. Da fällt mir der Engel ein. Ein schneller Blick zur Krippe, weg ist der Engel. Ich suche rundherum alles ab, nicht nur einmal. Kein Engel in Sicht. Ich krabble unter den Tisch, unter den Schrank, unter die Stühle. Der Engel bleibt verschwunden.
Es gibt nur eine Möglichkeit. Dieses einmalig verfressene Wesen hat den Engel verschluckt. Doch der ist so groß, dass er unmöglich den Darmtrakt, geschweige denn das Achterliche   ….. überwinden kann. In meinem Hirn beginnt es zu arbeiten. Ich rufe meine Burgfrau an und bitte sie beim Tierarzt noch ein Brechmittel zu erstehen – kurze Diskussion – Salzwasser ist auch noch eine Lösung. Meine Frau bringt erstmal das Brechmittel mit, welches wir mit großer List ( noch mehr DeBeukelaar Butterkekse mit Vollmilch ) dem Hund einflößen. Nun heißt es Bewegung. Ich marschiere draußen mit dem Hund auf und ab und warte auf den Brechreiz und wirklich nach gut einer halben Stunde spuckt der Hund einen großen Haufen halbverdauter DeBeukelaarkekse aus – aber keinen Engel – Jetzt trichtern wir dem Hund Salzwasser ein, bestimmt 1,5 ltr. und wieder marschiere ich im Hof auf und ab. Pepper wundert sich offensichtlich über die innige Betreuung und gibt auch bereitwillig das Salzwasser wieder von sich - nach einer knappen Stunde, aber nicht den Engel.
Wir rufen den Tierarzt an und fragen um Rat. Er empfiehlt Sauerkraut, viel Sauerkraut. Zum Glück haben wir noch eine Kilodose im Haus. Pepper hat kein Problem damit, wie gesagt Setter fressen eigentlich alles. Nach zwei Minuten sind 1 Kilo bestes Sauerkraut von Hengstenberg im Hund verschwunden. Pepper leckt sich nochmal übers Maul und wieder geht es in den Hof – Laufen und Bewegen – Ich werde langsam müde, der Hund nicht. Nach einer weiteren ½ Stunden buckelt Pepper und gibt das komplette Kilo wieder von sich. Meine Burgfrau und ich stochern nun mit Stöckchen in diesem ziemlich unappetitlichen Haufen herum. Alles da – aber kein Engel.
Wir sind ratlos. Inzwischen ist mein Burgfräulein nach Hause gekommen,wir trinken erstmal Tee, erzählen die ganze Geschichte, schauen immer mal wieder besorgt zum Hund. Meine Tochter steht auf geht ins Wohnzimmer, sockfuß wie immer, und kommt nach knapp einer Minute humpelnd wieder zurück ins Esszimmer – mit Engel !! Den habe ich auf dem Teppich gefunden, genau mittig und so geschickt platziert, das man ihn nur im Liegen sehen konnte oder wenn man drauftritt. Wir sind erleichtert, der Hund offensichtlich nicht, denn er fällt um und hechelt schwer, verdreht dann die Augen und gibt keinen Mucks mehr von sich. Wir fahren sofort zum Tierarzt, der von Flüssigkeitsverlust, also Dehydrierung spricht. Pepper bekommt eine Infusion und wird stationär aufgenommen, mit Vitaminen versorgt, Blut wird entnommen, Fieber gemessen, Wärmelampe und, und, und ….. Wir werden nach Hause geschickt mit den Worten - hoffentlich überlebt sie die Nacht - Morgen sehen wir weiter - machen sie sich bitte Sorgen.
 Bedröppelt fuhren wir nach Hause.,
 Um es abzukürzen: Nach drei Tagen hatten wir unseren Hund wieder, noch etwas wacklig auf den Beinen, mit vorwurfsvollem Hundeblick, aber sofort wieder an Fressen interessiert. Nach einer Woche kam die Tierarztrechnung :
738,18 €
.............und zum ersten Mal wussten meine Burgfrau und ich, was wir uns zu Weihnachten schenken!
Nämlich Nix - überhaupt nix. Diesmal wirklich. 
LuLu

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