Geschichte aus der Bredouille Nummero 12

Geschichte aus der Bredouille Nummero 12

Meine beste Burgfrau von allen liest grade, an einem ungemütlichen Samstagmorgen, den Regionalteil unserer Tageszeitung. Ich beschäftige mich mit Geburts - und Todesanzeigen. Es ist Karnevalszeit und die örtlichen Jecken haben es geschafft eine halbe Zeitungsseite zu belegen. Nicht bei mir – sondern in der Rubrik Regionales. Meine Burgfrau ist, wie ich auch, nicht unbedingt angetan vom Karneval. Dennoch haben wir uns auch zeitweise in die heimische Karnevalsszene begeben. Auslöser dieser Eskapade waren unsere Kinder, damals noch niedlich und klein – Kindergartengänger – die aufwändigst verkleidet, den ein und den anderen Kindersockenball besuchten. An die stundenlangen Vorbereitungsprozedere erinnere ich mich nur ungern. Während meine Burgfrau Kind 2 in einen großen, mit Silberfolie beklebten Pappkarton zwängte ( Roboter ) flocht ich meterlanges Kunsthaar an die Haare von Kind 2 ( Rapunzel). Anschließend folgte ausgiebiges Schminken. Rapunzel erhielt einen fast schon ordinären knallroten Schmollmund und lange Wimpern, steckte in einem phantastischen Tüllkleid mit noch mehr Tüll und Tütü und Puffärmeln und Schärpe, alles natürlich in Rosa. Der Roboter krähte derweilen lauthals „ Parunzel , lass deinn Haaa terunta“. Rapunzel ( 5 ) ist mittlerweile etwas genervt und hat schlechte Laune, weil ich solange brauche und äussert nun den Wunsch doch als Meerjungfrau zu gehen. Natürlich geht das jetzt nicht mehr. Vielleicht nächstes Jahr, mache ich ihr Hoffnung. Der Roboter wird derweilen mit silberner Schminke bemalt, Die Haare werden mit Zuckerwasser in Form gebracht und ebenfalls versilbert. Der Roboter tippelt verdächtig mit den kleinen Füßen von einem Bein aufs Andere – Mußt du PiPi frage ich. Ein klares Nein ist die Antwort. Dafür muß aber Rapunzel. Ganz schön schwierig mit der Menge Tüll um die Hüften. Gemeinsam lösen wir das Problem. Rapunzel ist nun abmarschbereit . Der Roboter steht vor der Endkontrolle und vorm Spiegel und tippelt immer noch bedenklich auf der Stelle. Mußt Du wirklich kein PiPi? Die ernüchternde Antwort:    Neeeeee – Droß !
Es dauert Minuten bis der Roboter aus seiner Verpackung geschält ist,
während der Roboter auf dem Thron sitzt, erzählt Rapunzel mir zum 10 x mal an diesem Tag ihren Lieblingswitz:

Ein großer Schtift und ein Kleiner Schtift treffen sich,

sagt der große Schtift zum kleinen Schtift "Wachsmalstift".


Der Roboter meldet fertig und wird wieder verpackt. Aus Mama ist unterdessen eine hübsche Indianerin geworden und aus Papa wird in Windeseile, wie immer, ein Pirat mit Augenklappe im gestreiften T-Shirt.
Wir sind spät dran und müssen nun doch mit dem Auto zum Kindergarten. Rapunzel ist schnell im Kindersitz verstaut, aber der Roboter paßt nicht hinein. Hatten wir gar nicht drüber nachgedacht.
Also wird der Roboter vorsichtig auf die Ladefläche unseres Kombi gelegt. Es ist ja nicht weit. Dummerweise hat ausgerechnet heute die Polizeileitstelle Rastede Südende/Südende II ihren Verkehrsaktionstag um fahrlässigen Eltern, gegen heftiges Entgeld, beizubringen wie wichtig es ist Kinder ordnungsgemäß im Kindersitz anzuschnallen. Da bin ich ungerne dabei und wir beschließen den Roboter vorerst im Auto zu lassen in der Hoffnung, er geht als Karton durch. Während meine Burgfrau versucht das dem Roboter beizubringen, regt sich Protest – lauter Protest- sehr lauter Protest. Ich gebe meinen Plan auf und hoffe ungeschoren davonzukommen. Weit gefehlt. Während ich den Roboter vorsichtig auf die Beine stelle, eilt schon der Hauptwachtmeister Krause herbei, kopfschüttelnd sagt er in einem Satz: So ein Leichtsinn, wie kann man nur, du bist aber niedlich, tolles Kostüm hat das die Mama gemacht – du süßer kleiner Roboter – und zu mir : das wären dann 25.- €.
Ich versuche zu scherzen : Kann ich das in Raten zahlen, und er raunt mir zu : Das ist schon ein Sonderpreis Sie Rabenvater.
… später war´s dann doch noch ganz nett, auch wenn Rapunzel nach 5 Minuten die Kunsthaarzöpfe nicht mehr haben wollte, weil ein Cowboy mit Namen Lasse immer dran zog und der Roboter noch 4 Mal aufs Klo mußte.          niemand kann bestreiten, dass unsere Kinder die schönsten, besten, geschmackvollsten und beeindruckensten Kostüme hatten.
Den Rückweg haben der Roboter und die Indianerin dann zu übrigens zu Fuß bestritten.



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